vku Preis für den ABK

Protest der Tonnen ausgezeichnet

Am 1. Juni wird der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel auf der IFAT (Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft) in München mit dem vku*-Creativ-Preis 2022 „Umweltkommunikation – neue Kommunikationswege in der Pandemie“ ausgezeichnet. Als Gewinner im Bereich Unternehmen aus Städten mit 200.000 bis 500.000 Einwohnern hat unsere Aktion “Protest der Tonnen“ überzeugt. „Eine starke Signalwirkung erzielte insbesondere die Bildsprache“, so urteilte die Jury. Als Sieger im bundesweiten Wettbewerb hat eine interne ABK-Idee es auf den Siegerplatz geschafft. Sozusagen alles Hausgemacht: Von der Idee, über die Planung bis zur Umsetzung wird jetzt eine Gemeinschaftsaktion der ABK-Kolleg*innen mit diesem Preis belohnt.

Worum ging es? Im Mai 2021 beschrieben die lokalen Schlagzeilen wie „Schrevenpark: Polizei räumt Gelände“ oder „Kiellinie hat ein Müllproblem“ sehr deutlich, wie sich die Pandemie auf unsere Arbeit ausgewirkt hat. An den als Hotspots ausgemachten Orten (Parks, Wiesen sowie Strände) entstanden Abfallmassen durch unzählbare Menschen, die nun wieder nach draußen wollten. Das Ergebnis: Lange Feiern, ausufernde Nächte und Berge an Abfall. Die Kollegen kamen mit der Reinigung und Abfuhr des Mülls kaum noch hinterher. Nachdem die Landeshauptstadt Kiel im Juni aus Gründen des Lärmschutzes ein Partyverbot ab 22 Uhr im beliebten Schrevenpark ausrief, verlagerten die Freiluft-Feier-Fans ihre Partys an die Kiellinie auf die Reventlouwiese. Dieser Ort wurde zur wohl größten Herausforderung und zum meist diskutierten Treffpunkt für junge Leute.

Ab Mai 2021 wurde die Kiellinie und vor allem der Bereich um die Reventlouwiese zu einem extremen Weggucker: Scherben überall, Abfälle in Hülle und Fülle, Zigarettenkippen in Massen, in den Knick geworfene Spritzen, Fäkalien und Verpackungsreste waren für alle eine herausfordernde Zumutung. Morgens sah dieses Areal aus wie nach einem rauschenden Volksfest.

In Zahlen wissen wir heute: In 2021 entstand ein Drittel mehr Abfall als in den Jahren zuvor.

Was haben wir im Frühling / Sommer 2021 dagegen getan? Zunächst haben wir unsere „Hausmittel“ eingesetzt: Das Behältervolumen erhöht und Abfallinseln

in den beiden Parks aufgestellt. An der etwa 3500 Meter langen Kiellinie sind gut 70 zusätzliche 120-Liter-Tonnen publikumsnah positioniert worden. An jedem zweiten Laternenpfahl hängen Ventas. 30 Standaschenbecher wurden ebenfalls zusätzlich platziert, obwohl auch die Ventas eine Aschenbecherfunktion haben.

Die Reinigungsintervalle haben wir mit Extra-Nachtschichten an den Wochenenden, jeweils Freitag und Samstag von 22 bis 3 Uhr, zusätzlich aufgestockt. Begleitet wurden diese Maßnahmen durch die örtliche Presse und in den Social Media Kanälen der Landeshauptstadt Kiel.

Gebracht hat es: Wenig. Die Kollegen wurden nachts beschimpft und teils attackiert, also stellten wir diese Maßnahme ein und gingen wieder zu den üblichen Reinigungsintervallen über.

Dann wurde eine nicht zu übersehende große 2,5 Kubikmeter Tonne (wobei alle anderen auch nicht zu übersehen waren) aufgestellt. Damit sie auch direkt ins Auge fiel, wurde sie als Abfallmonster kenntlich gemacht. Hiervon positionierten wir direkt an der Reventlouwiese zwei Exemplare. Nicht zu übersehen und seit dem Tag des Aufstellens übrigens auch ein gern genommenes Fotomotiv.

Aber: Wie zu befürchten ging die unbändige Feierlaune und damit auch die ignorante Haltung gegenüber Abfalltonnen weiter. Es wurde ein wenig besser, aber eben nur ein wenig.

Jeder ärgerte sich, aber was tun? „Wenn die Menschen nicht zu den Tonnen kommen, dann müssen die Tonnen zu den Menschen kommen“ – mit diesem Satz wurde der „Protest der Tonnen“ geboren. So pflasterten wir für einen kurzen Zeitraum die begehrte Reventlouwiese mit 350 orangenen Abfalltonnen zu. Es sollte ein stiller Weckruf sein, der den Menschen einmal verdeutlicht, wie viel Abfall an einem Partywochenende hier zustande kommt. Und das wurde es auch. Bundesweit berichtete die Presse, in den sozialen Medien diskutierten die Nutzer*innen das Thema und der eine oder andere nutze die Möglichkeit, Abfall IN die Tonne zu packen und nicht daneben.

Hieraus entstanden für unsere ABK-Abfallerziehung die Abfallmonster. Als Flyer, Trennplakate und Ausmalbilder sind sie beim ABK zu bestellen. Weitere Ideen hierzu sind in der Umsetzung. Für das diesjährige Camp 24/7 haben wir ein Open Skiff mit einem Abfallmonster neu gestalten lassen. Am 12. Juni sind wir mit einem Stand bei Tag der offenen Tür im Küstenkraft der Stadtwerke Kiel ebenfalls mit von der Partie.

Unsere großen Abfallmonsterbehältnisse sind mittlerweile auf zahlreichen Veranstaltungen in ganz Kiel im Einsatz.

Mit Sherlock als Werbebotschafter erinnert der ABK im gesamten Stadtgebiet daran, dass der Abfall in die Tonne und nicht daneben gehört. Wer sein Kiel liebt, der hält es sauber. Und die Nachfolge-Kampagne folgt auch bald.

 

*vku: Verband kommunaler Unternehmen

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